Eine Schule für Offenheit und Anerkennung

Von einer kleinen deutschen Schule mit zehn Grundschüler:innen hat sich die Deutsch-Norwegische Schule Oslo zu einer sehr angesehenen Einrichtung in Norwegen und zu einem wichtigen Akteur bei der Stärkung der Beziehungen zwischen Norwegen und Deutschland entwickelt. Heute ist die DENOSO eine Schule und ein Kindergarten mit mehr als 330 Schülern und Schülerinnen und etwa 100 Kindergartenkindern aus 32 verschiedenen Nationen.

Seit Joachim Lörscher 1998 an der Deutschen Schule Oslo begonnen hat, hat sich nicht nur der Name der Schule geändert

„An der Deutsch-Norwegischen Schule Oslo können wir eine komplette Bildungsbiographie vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe II anbieten. Die Schüler und Schülerinnen holen das Beste aus dem deutschen und norwegischen Bildungssystem heraus, erleben ein internationales Umfeld, verschiedene Kulturen und lernen mit Deutsch, Norwegisch, Englisch und Französisch vier Sprachen. Der Umgang mit anderen Kulturen ist für unsere Schülerinnen und Schüler ganz selbstverständlich, und alle respektieren einander“, sagt Joachim Lörscher, stellvertretender Schulleiter der Deutsch-Norwegischen Schule Oslo.

Gegründet im Keller der Deutschen Gemeinde

Die Deutsch-Norwegische Schule wurde 1980 gegründet und war ursprünglich ein Grundschulangebot für die Kinder der Mitarbeiter der Deutschen Botschaft und der Mitarbeiter des NATO-Hauptquartiers Nord. Am Anfang waren zehn Schülerinnen und Schüler an der Schule, und der Unterricht fand im Keller der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Norwegen statt, wo von der ersten bis zur siebten Klasse mehrere Klassenstufen gleichzeitig unterrichtet worden.

Die Schule wuchs langsam aber sicher und erhielt schließlich die Erlaubnis, auch Schüler:innen bis zur zehnten Klasse unterrichten zu dürfen. „Als ich 1998 an der Deutschen Schule in Oslo anfing zu arbeiten, hatten wir nur drei Schüler in der 10. Klasse. Wir waren eine sehr kleine Schule für Deutsche und eine Reihe von Norwegern, die einige Jahre in Deutschland gelebt hatten und wollten, dass ihre Kinder eine deutsche Ausbildung erhalten“, erinnert sich Joachim Lörscher. „Diejenigen, die einen Abschluss über die 10. Klasse hinaus machen wollten, gingen in der Regel anschließend auf die benachbarte Stadteilschule. Unsere Schule bezahlte dort einen muttersprachlichen Deutschlehrer, damit die Schüler neben dem norwegischen Abschluss auch das deutsche Abitur machen konnten.“

Eigenes Schulgebäude und wachsende Schülerzahlen

1998 zog die Deutsche Schule Oslo zusammen mit dem Kindergarten in die Hegdehaugen-Schule in der Sporveisgata 20. „Mit dem Umzug konnten wir ein ganz anderes Schulangebot bieten,“ so Lörscher. „Zum ersten Mal hatten wir ein eigenes Schulgebäude und einen eigenen Schulhof. Wir waren jetzt 96 Schüler in den Klassen eins bis zehn und außerdem 44 Kindergartenkinder.“

Joachim Lörscher als Klassenlehrer in der Sporveisgata im Schuljahr 1998/1999

Fortan wurde das deutschsprachige Schulangebot in Oslo immer bekannter, sodass in der Deutschen Schule Oslo im Jahr 2000 allein 40 Kinder eingeschult wurden. „Ich denke, die Schule wurde für mehr Leute attraktiv, weil wir jetzt ein eigenes Schulgebäude anbieten konnten.“ Ab 2002 erhielt dann auch jede Stufe eigenen Unterricht. „Es war sehr schön zu sehen, wie sich die Klassen füllten, da wir zuvor mehrere Klassenstufen gleichzeitig unterrichtet hatten. Immer mehr deutsch-norwegische Familien, aber auch norwegische Familien, die ein Sprachangebot oder einen anderen Unterrichtsplan wünschten, fanden den Weg in unsere Einrichtung“, so Lörscher weiter.

Von der Deutschen zur Deutsch-Norwegischen Schule

Mit der Zeit reifte der Wunsch, die Deutsche Schule Oslo noch besser in die norwegische Gesellschaft zu integrieren. „Die politische Situation änderte sich bereits 1998 mit der Deutschlandstrategie der damaligen Regierung und einer Ausstellung im Norwegischen Folkemuseum, die sich mit Deutschland und Skandinavien beschäftigte. Sowohl die Deutschlandstrategie, als auch die Ausstellung konzentrierten sich auf die Bedeutung der Gemeinsamkeiten Norwegens und Deutschlands. Beide Seiten, also in Norwegen und Deutschland lag nun viel daran diese Gemeinsamkeiten hervorzuheben“, so Lörscher.

Auch die Deutsche Schule in Oslo strebte nun an, eine Deutsch-Norwegische Schule zu werden – bis es so weit war, vergingen jedoch noch einige Jahre. „Die gute Zusammenarbeit zwischen Schulleitung, deutschen und norwegischen Politikern und Behörden hat schließlich dazu geführt, dass das Schulgesetz so angepasst wurde, dass Schulen mit einem zwischenstaatlichen Abkommen als norwegische Privatschulen anerkannt werden konnten“, erzählt Lörscher.

Am 26. Februar 2010 wurde schließlich ein bilateraler Schulvertrag unterzeichnet, der die Deutsche Schule Oslo auch offiziell zu einer deutsch-norwegischen bikulturellen Schule machte. Ein Stortings-Ausschuss für Bildung und Kultur beschloss diese Vereinbarung einstimmig. Der damalige Außenminister und heutige Ministerpräsident Norwegens, Jonas Gahr Støre, erklärte zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des Abkommens Folgendes: „Ich möchte die Deutsche Schule und die Bedeutung der Arbeit dieser Schule für die norwegisch-deutschen Beziehungen anerkennen. Ich glaube, dass die Änderung des Status der Schule auch dazu führen wird, dass mehr norwegische Schülerinnen und Schüler diese Schule besuchen und Zugang zu dem reichen Sprach- und Kulturkreis erhalten, den Deutschland repräsentiert.“

2018 änderte die Deutsche Schule Oslo ihren Namen in Deutsch-Norwegische Schule Oslo.

„Für mich persönlich war das damals ein sehr spannender Prozess mit vielen Begegnungen, bei denen wir festgestellt haben, wie unterschiedlich die Schulsysteme wirklich sind. Es herrschte aber stets eine offene Atmosphäre, in der man von allen Seiten bereit war Kompromisse einzugehen und sich anzupassen, damit unsere Deutsch-Norwegische Schule möglich wurde“, erinnert sich Joachim Lörscher.

Der bilaterale Schulvertrag stellt sicher, dass die Deutsch-Norwegische Schule Oslo von Norwegen und Deutschland finanziert wird, was den Schülern sowohl ein norwegisches als auch ein deutsches Abitur (Deutsches Internationales Abitur/DIAP) ermöglicht, was sie wiederum für ein Studium weltweit qualifiziert.

An der Deutsch-Norwegischen Schule Oslo erhalten die Schülerinnen und Schüler gemäß den norwegischen Lehrplänen Unterricht in den Fächern Norwegisch und Samfunnsfag (Sozialkunde). Zudem folgen die Gebühren an der Schule den von norwegischen Behörden festgelegten Sätzen, wodurch die Schule für mehr Familien zugänglich und die Gebühren vorhersehbar sind.

„Dass sich beide Länder an der Finanzierung der Schule beteiligen, sehe ich als Zeichen der deutsch-norwegischen Zusammenarbeit. Das Abkommen selbst trägt zu unserer Integration in die norwegische Gesellschaft bei. Deutschland ist einer der größten Handelspartner Norwegens und in der norwegischen Wirtschaft besteht ein großer Bedarf an Mitarbeitern, die über Sprach- und Kulturkompetenz in Deutsch verfügen. Bei uns lernen deutsche Kinder Norwegisch und norwegische Kinder Deutsch. Sie können natürlich auch Englisch sprechen, aber es ist ein großer Vorteil, dass Sie viel über die Kultur des anderen lernen und sich gegenseitig verstehen. Unsere Schülerinnen und Schüler sind sehr sprachbegabt und daran gewöhnt, zwischen mehreren Sprachen zu wechseln. Ich bin immer wieder von ihrem hohen Sprachniveau fasziniert“, sagt Joachim Lörscher.

Doppelter Abschluss für direkten Start ins Studium

Die Deutsch-Norwegische Schule Oslo gehört mit ihrem bikulturellen Profil und ihrem Bildungsangebot zu den besten Schulen Norwegens und punktet jährlich bei nationalen Tests. Durch das bilaterale Abkommen hebt sich die DENOSO von den anderen circa 145 Deutschen Auslandsschulen weltweit ab. Mit dem an der an der Deutsch-Norwegische Schule Oslo erreichbarem doppelten Abschluss können sich Studierende ohne zusätzlichen Sprachtest in beiden Ländern an Universitäten bewerben.

„Wir haben engen Kontakt mit Deutschland und anderen ausländischen Schulen und unser Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen Norwegen und Deutschland weiter zu stärken. Wir bilden die Generation von morgen mit sprachlicher und kultureller Kompetenz aus, die für Zusammenarbeit und Frieden in Europa entscheidend ist“, schließt Joachim Lörscher.